Seit einigen Jahren bietet das Turnier in Aachen neben den bekannten FN-Prüfungen (Springen und Dressur) auch ECAHO-Reitklassen an: Western, Classic und Hunter Pleasure. Während diese Prüfungen bei den ausländischen Teilnehmern regen Zuspruch finden, sucht man deutsche Starter meist vergeblich. Könnte es daran liegen, dass diese Prüfungen hierzulande noch wenig bekannt sind? Dabei zeigt ein Blick in die Ausschreibung und auf den Ablauf, dass kein großes Mysterium dahinter steckt. Im Gegenteil: gerade diese Klassen sind für jeden reiterlich anständig ausgebildeten Vollblutaraber machbar und bieten den idealen Einstieg für Araber-Reiter, die bei einem Turnier mitmachen möchten, sich vielleicht aber (noch) nicht in eine FN-Dressurprüfung trauen, kein Mitglied eines FN-Reitvereins sind oder keine entsprechende Leistungsklassse haben. Schauen wir einmal nach, was es mit diesen Klassen auf sich hat.

Für Western-Reiter ist die Sache einfacher: Western Pleasure ist Western Pleasure, ob ECAHO oder nicht. Die Anforderungen sind dieselben. Allerdings werden die Klassen nicht „amerikanisch“ gerichtet, d.h. die Pferde müssen nicht mit dem Kopf am Boden durch die Bahn „schleichen“. Sie dürfen auch  eine höhere Aufrichtung zeigen.

Aber was sind Classic Pleasure und Hunter Pleasure, und was ist der Unterschied?

Zunächst einmal bedeutet „Classic“ im Gegensatz zu „Western“ die klassische europäische Reitweise, für die sich heute auch der Begriff „englisch“ eingebürgert hat. Mit der übertrieben exaltierten „English Pleasure“ der amerikanischen Araberschauen hat die Classic Pleasure aber rein gar nichts zu tun. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine ganz normale Reitpferdeprüfung, bei der die Grundgangarten abgefragt werden. Es wird allerdings in der Gruppe geritten, was vor allem (unerfahrene) Hengste mitunter auf die Probe stellt.

Es gibt drei Klassen mit unterschiedlichen (steigenden) Anforderungen nach Anweisung des Stewards:

Klasse N – Novice (Einsteiger): Schritt, Arbeitstrab, Arbeitsgalopp

Klasse A – Advanced (fortgeschritten): Schritt, Arbeitstrab, Arbeitsgalopp, Mitteltrab

Klasse M – Master: Schritt, Arbeitstrab, Arbeitsgalopp, Mitteltrab, Mittelgalopp.

Der Trab muss immer ausgesessen werden; Leichttraben ist nicht erlaubt!

Die Ausrüstung in der Classic Pleasure entspricht den FEI-Anforderungen für Dressurwettbewerbe, ab der Klasse M (Master) wird ein Reiterausweis der FN benötigt.

Beurteilt werden die Korrektheit, Qualität der Gangarten, wobei alle Gangarten gleich gewichtet werden, sowie die Ausrüstung von Pferd und Reiter.

Mit der Hunter Pleasure verhält es sich ähnlich, die Kleidung des Reiters und Ausrüstung des Pferdes entsprechen hier aber denen einer Springprüfung, auch wenn nicht gesprungen wird. Vielseitigkeitssättel sind erlaubt, Dressursättel nicht. Bandagen, Glocken, oder Hilfszügel dürfen nicht verwendet werden. Die Anforderungen entsprechen in den jeweiligen Klassen denen der Classic Pleasure mit dem Unterschied, dass Leichttraben hier nicht nur erlaubt ist, sondern ausdrücklich verlangt wird. Hinzu kommt außerdem die Kehrtwendung in der Novice-Klasse sowie in Advanced und Master das Rückwärtsrichten auf der Mittellinie. Das Pferd soll hier den Eindruck vermitteln, dass es problemlos auch einen Sprung absolvieren könnte und soll sich entspannter und mit weniger Aufrichtung bewegen als in der Classic Pleasure.

Wie man hier sieht, sind die Anforderungen vor allem für Einsteiger nicht sehr groß. Es sind im Grunde Eignungsprüfungen und damit eine gute Vorbereitung auf spätere Dressur- bzw. Springwettbewerbe. Oder auch nur eine Gelegenheit für anspruchsvolle Freizeitreiter, ihren Vollblutaraber einmal auf einem Turnier zu präsentieren, und sei es nur aus Spaß an der Freude. Denn die Bedeutung von „Pleasure“ ist eben genau das: Spaß an der Sache, sowohl für den Reiter als auch für das Pferd. Also nicht vergessen: bitte immer lächeln!

 

Betty Finke