Physische und psychische Voraussetzungen für die Distanz

Die Ansprüche an ein gutes Distanzpferd sind hoch. Wünschenswert sind ein harmonischer Körperbau mit einem kurzen, kräftigen und tragfähigen Rücken und einer guten Lendenpartie.

Eine gut bemuskelte Hinterhand und eine lange, schräge Schulter sorgen für ausreichend Schub und Bewegung, ein gesundes, korrektes Fundament mit harten Hufen verringert das Risiko von Verschleißerscheinungen. Doch auch Rittigkeit und ein perfekter Körperbau sind nutzlos, wenn dem Pferd die wichtigste Eigenschaft fehlt: die Freude am Laufen. Womit wir sogleich bei den psychischen Voraussetzungen wären. Jeder Distanzritt bedeutet für das Pferd Stress, den es erst mal verarbeiten muss.

Flexible Pferde, die sich mit langen Transportwegen und wechselnden Umgebungen schnell arrangieren und ihr Futter überall und jederzeit annehmen, Pferde, die in der Lage sind, trotz Trubel beim Stop zu entspannen, bringen die idealen Voraussetzungen mit.

Wasserdurchquerungen gehören bei Distanzritten zur Tagesordnung ... (Foto: Doris Melzer)
Für den Reiter ist der Araber auf den Distanzen ein treuer und zuverlässiger Partner, der mitdenkt. (Foto: Doris Melzer) Es ist aber auch eine reiterliche Kunst, das Temperament des Arabers auf einem Distanzritt in die richtigen Bahnen zu lenken.

Ein typvoller Kopf und ein Pedigree, in dem es vor Schaucracks nur so wimmelt, spielen für das Distanzpferd eine untergeordnete Rolle, wobei die meisten der Distanzaraber in punkto Typ auch auf Zuchtschauen mithalten könnten. Zuchtrichtung und Rasse sind ebenfalls unbedeutend: Polen und Russen laufen ebenso gut wie englische, spanische oder ägyptische Pferde, Vollblutaraber nicht unbedingt besser als Shagyas, Anglos oder Partbreds.

Viel wichtiger als die Zuchtrichtung scheinen indem der schonende Aufbau mit einer soliden Grundausbildung, der überlegte Einsatz des Pferdes und die Qualität seiner direkten Ahnen zu sein.

Wie alt Pferde im Distanzsport werden können, belegen zwei Beispiele: Die legendäre Tersker Stute Czyppa (Zepkij/Praktika) verabschiedete sich mit 25 Jahren und einer Lebenslaufleistung von rund 15.000 km erst kürzlich vom Sport.

Die meisten Reiter ziehen es vor, die Strecke im Team zurückzulegen. (Foto: Doris Melzer)
Viele Ritte führen durch atemberaubend schöne Landschaften, die man sonst vielleicht nie zu sehen bekäme... (Foto: Doris Melzer) Der fünf Jahre jüngere Vollblutaraberhengst Masahib (Sahib x Kamela), der knapp 7000 km auf dem Konto hat, lief bereits 1994 auf der WM in Den Haag unter die Top Twenty, absolvierte noch 20jährig einen Hundertmeiler (160 km), wurde norddeutscher Champion und gewann den Deutschen Langstreckenpreis.