heidetitel40 Jahre Hundertmeiler:

Heidedistanz 26.-28. Juli 2013

.06.08.2013 | Fotos: Gunther Jordan | Text: Gisela Poelzig .

Ein Mal die „Heide“ reiten! Wieder einmal die „Heide“ reiten! Ein letztes Mal die „Heide“ reiten!
Seit 40 Jahren gibt es diesen Distanzritt zwischen Hannover und Hamburg nun schon. Während der letzten vielen Jahre wurde er ausgerichtet von dem bewährten eingespielten Team um Tanja Wedemeyer, Gerda Hörnicke und Silke Hünecke. Es sollte eigentlich der letzte Ritt sein.

Anders, als sonst auf langen Strecken üblich, werden keine Kleeblätter geritten, die ihre Gates und Pausen im Start-Zielbereich haben. Die Heide ist ein Zielritt und erfordert sowohl vom Veranstalter als auch von Reitern und Trossern ein ganz besonders hohes Maß an gut geplanter Logistik.
Und noch etwas ist ungewöhnlich in der Heide: Der Start erfolgt um Mitternacht!
48 Pferd-Reiter-Paare hatten die Voruntersuchung bestanden und gingen in Feuerschützenbostel bei Celle an den Start.

heide1Nachtstart

Es hatte geregnet in dieser Nacht. Nicht genug, um die sengenden Tagestemperaturen zu dämpfen, aber ausreichend, um schon beim Start im Fackelschein eine enorme Schwüle zu verursachen.
Dem Zauber des vollen Mondes über dem aufsteigenden Nebel und dem besonderen Gefühl der Herausforderung, den Pferden auf unbeleuchtetem Boden den Weg anzuvertrauen, konnte sich kein Reiter entziehen.
Als nach mehr als 4 Stunden Reitzeit die Sonne über der Heide aufging, die Knicklichter, die den Weg im Dunkel markiert hatten, langsam verglimmten, war auch dem Letzten klar, warum dieser Ritt zur Legende geworden ist. Dieses Erlebnis wird man nie mehr vergessen!
Während die verschlafenen Heidedörfer langsam erwachten, die Sonne beschlossen hatte, sich die Sache von sehr Nahem anzusehen und sich alle Mühe gab, ihre volle Kraft zu entfalten, blies das unendliche Geschwader der Insekten schon mal zur Attacke.
Bereits gegen 8 Uhr früh hatten die Temperaturen die 30 Grad-Marke geknackt und damit längst nicht den höchsten Tagesstand erreicht.

Die Heide kann ab Kilometer 81 in der Wertung beendet werden und diese Option nahmen viele Reiter wahr.
Mehr und mehr dünnte sich das Feld auf der 160 km langen Strecke nach Brackel bei Hamburg aus, immer mühsamer wurde der Weg durch die staubige Glut. Das letzte Teilstück gingen nur noch sieben Reiter an.
Gegen 17.30 Uhr erreichten die ersten zwei Paare das Ziel, knapp oder mit Weile gefolgt von weiteren fünf Unentwegten.
Damit war allerdings längst nicht geklärt, ob die 7 Ankommer den Ritt tatsächlich in der Wertung bestanden hatten, denn erst am nächsten Morgen entschied die Nachuntersuchung der Veterinäre über Erfolg oder Misserfolg aller Teilnehmer. Insgesamt blieben 40 Pferde in der Wertung und zum Jubel der zahlreichen Mitfiebernden gingen die Daumen der Tierärzte auch bei allen 7 Pferden in die Höhe, die die gesamte Strecke zurückgelegt hatten.
In erstaunlich guter Kondition konnten sich die Pferde präsentieren.

heideMayaBC

Der „Best Condition“ ging an die drittplatzierte „SK Maya“ mit ihrer Reiterin Frauke Stöver.
Die 11-jährige Shagyastute, eine Tochter des distanzerprobten „Amurath D-II“ aus der AV-Mutter „Malih“ v. „Dhaly“ fügt sich nahtlos in eine Reihe erfolgreicher Schwestern aus der Zucht von Susanne Kruse.

Den ersten Platz belegten mit einer Reitzeit von 13 Stunden gemeinsam die 10-jährige AV-Stute „GH Adara“ (Khalif el Assuad x Asfara) aus der Zucht von Frank Dill, unter Ruth Kleemann zusammen mit Gabi Heinrich und dem bereits 1999 geborenen AV-Schimmelwallach “Maktoum al Thawi”. Sein Vater Ibn Moheba ist zwar eher als Showhengst ein Begriff, hier beweist sich aber definitiv, dass Kinder besonders schöner Eltern durchaus außergewöhnlich leistungsfähig sein können.

heide5GabiOctavia

Sirka Ginsel hatte mit der hübschen braunen „Zsa Zsa Gabi“ ein Zuchtprodukt ihrer Mutter Jutta gesattelt. Die10-jährige AV-Stute „Gabi“, Enkelin des Worldchampions „Sherif Pasha“, teilte sich Platz 4 mit der Traberstute „Octavia Island“ unter Eva Keller.

heide2NahanyAsara

Die Abteilung „Arabisch Halbblut“ vertrat mit ihrer erst 17-jährigen Reiterin Tessa Saske, die 11-jährige Stute „Nahany Nobile“, eine Enkelin des distanzgeprüften VZAP-Prämienhengstes „Al Adiyat Santander“. Die Stute stammt aus der Zucht von Axel Wittenberg und ist im Besitz von Claudia Pflüger.
Gemeinsam mit der Angloaraber-Mix Stute „Asara“ unter Nico Pflüger erreichte sie den 6. Wertungsrang.
Fünf der sieben Pferde, die in der Bruthitze diesen Ritt bis zum Ziel gelaufen sind, repräsentieren die verschiedenen Zuchtbücher des VZAP.

Letztlich wollte dann doch niemand den Traditionsritt sterben sehen. Mit der langjährigen Distanzreiterin Karin Capell und ihrem frischen Team fanden sich neue engagierte Ausrichter.
Wer also VZAP-Pferde im härtesten Einsatz sehen möchte, kann sich im nächsten Jahr aufmachen in die Heide, um die Neuauflage des Rittes auf sich wirken zu lassen…
… oder, noch besser: Sein arabisches Pferd satteln und das große Abenteuer „Heidedistanz“ ganz hautnah selbst erleben.

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