Araber im Sport
Die Erfolgsdaten 2011
19. Dezember 2011 | Foto: Simone Schönbeck | Text: Karin Schweiger .
Das Sportjahr 2011 ist ausgewertet – die FN hat ihre Listen mittlerweile veröffentlicht. Wir haben sie mit arabischer Brille betrachtet. Im Vorfeld allerdings der Hinweis, dass das Zahlenwerk der FN kein Alleingültigkeitsrecht hat. Zudem sind hier nur Erfolge auf deutschen Turnieren berücksichtigt. Dass die ausgegebenen Listen nicht immer vollständig richtig erfasst sind, darüber kann so mancher Sportreiter bereits ein Lied singen. Es bleibt beim bewährten Motto der Lottozahlen: “ohne Gewähr” und ohne Anspruch auf absolute Vollständigkeit.
Aber nun zu den Arabern im Sport: Am stärksten vertreten sind die Araber im Springen – 73 Araber der verschiedenen Rassegruppen haben im vergangenen Jahr Geld in deutschen Parcours gewonnen. Ganz vorneweg einmal mehr der Angloaraber Bonaparte N AA. Der 15-jährige gekörte und auch in anderen Zuchten anerkannte Hengst und sein Reiter Jörgen Köhlbrandt setzten sich mitten im Revier der Holsteiner Springpferde mit Siegen und Platzierungen in Prüfungen der Klassen M*, M** und S* gegen so manche hochgelobte Konkurrenz durch. 1.581 € gewann der Schimmel aus der Zucht von Christian Thoroe in diesem Jahr, was seine Lebensgewinnsumme auf sehenswerte 16.614 € hochschraubt. Sein Ranglisten-Punktkonto wuchs auf 2541 – nach beiden Kriterien einsame Spitze unter seinen arabischen Kollegen im Springsport.
Auch die Nummer zwei auf der diesjährigen Liste hat den Silberplatz sowohl nach Gewinnsumme als auch nach Ranglistenpunkten inne: Die ebenfalls 16-jährige arabische Halbblutstute Lightning aus der Zucht von Barbara Scholz war unter ihrer Besitzerin Nadine Zastrow siegreich und platziert in Springen der Klassen L und M*. 466 € Jahresgewinnsumme schraubten ihre Lebensgewinnsumme auf 2.655 €, 413 Ranglistenpunkte stehen auf dem Konto der Dunkelbraunen.
Platz 3 im arabischen Springpferderanking belegt nach Jahresgewinnsumme die 14-jährige Arabische Halbblüterin Salome, mit der Züchterin und Besitzerin Kerstin Wittenburg Erfolge in den Klassen A* und A** erzielen konnte. 317 € Jahresgewinnsumme und 93 Ranglistenpunkte stehen dafür zu Buche.
Faszinierend ist die nahe Verwandtschaft dieser drei Top-Pferde untereinander: Bonaparte stammt von Benedict N, einem Sohn des Bouquet/Baltimore aus einer Hill-Anwar-Tochter. Seine Mutter Marina v. Radautz ist eine Tochter der Elitestute Märchenfee xx v. Vierzehnender xx/Magnat xx. Lightning stammt von Bonapartes Großvater Bouquet (Baltimore), der selbst ein Sohn der Märchenfee xx ist. Ihre Mutter ist eine oldenburgisch gebrannte Tochter des Dorpas AA. Salome schließlich hat Remon AA zum Vater, jenen Raon-Sohn, dessen Mutter Märchentraum AA der Anpaarung des Hill Anwar an die Märchenfee xx entsprang. Sicherer als mit diesem Blut kann man Springtalent in der Zucht kaum verankern …
Platz 3 in der Bestenliste nach Ranglistenpunkten belegt die Halbblüterin Finney’s First Love, die 179 Ranglistenpunkte sammelte, aber mit 262 € weniger Geld verdiente als Salome und Marek. Besitzerin Tabea Neugebauer ritt die 10-jährige Schimmelstute aus der Zucht von Dr. Eva Baunack zu Platzierungen in L- und M*-Springen. Finney’s First Love ist eine Tochter des auch bei den Trakehnern gekörten „Fast-Angloarabers“ Best Before Midnight (v. Sir Shostakovich xx/Bajar), mit dem Clara Baunack große Erfolge in der Dressur erreichen konnte. Die Mutter Finnegan’s Wake ist ebenfalls bei den Trakehnern eingetragen, hat den Spring-Olympiasieger Abdullah zum Vater und entstammt einer polnischen Mutterfamilie.
Übersichtliste Erfolgsaraber im Springsport
In der Dressur steht ein Vollblutaraber an der Spitze der arabischen Hitliste. Am meisten Geld, nämlich 426 €, gewann in der vergangenen Saison der 8-jährige Wallach El Samalon ox v. El Nabila B u.d. Sonoma Delight v. Nadom. Der Schimmel aus der Zucht und dem Besitz von Werner Scharf erzielte mit seiner Reiterin Manja Höhne Siege und Platzierungen in L-Dressuren sowie mehrere Platzierungen in M*-Dressuren.
Rang 2 bei den Dressur-Arabern – und übrigens Platz 1 nach Ranglistenpunkten – belegt Santos, ein 17-jähriges Kleinpferd v. Sharmeur ox. Marie-Luise Misztl ritt den Fuchswallach aus der Zucht von Eike Köhler zu Platzierungen in M*- und M**-Dressuren und sammelte damit 476 Ranglistenpunkte.
Dritter nach Jahresgewinnsumme und Fünfter nach Ranglistenpunkten wurde der Angloaraber Zenit AA v. Le Tigre AA u.d. Zara AA v. Swazi xx aus der Zucht von Thomas Wehner. Der für die Araber und den ZfdP gekörte 16-jährige Hengst erzielte unter seiner Besitzerin Monika Seufert neben schönen Erfolgen in Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen auch Siege und Platzierungen in Dressuren der Klassen A und L.
Drittplatziert nach Ranglistenpunkten und Fünfter nach Jahresgewinnsumme wurde der erst 6-jährige Vollblutaraber MS Madrass ox v. Kamerton u.d. Marenah v. Pomarval aus der Zucht von Maria Sens. Das Nachwuchstalent sicherte sich unter Besitzerin Susanne Giese Siege und Platzierungen in L- und M*-Dressuren auf den Araberturnieren in Salzkotten und Aachen.
Übersichtliste Erfolgsaraber im Dressursport
In der Vielseitigkeit waren 19 Araber in dieser Saison „im Geld“. Allen voran der „Araber des Jahres“ 2010, Hill Dream AA, der ja leider seine Karriere nach Verletzung frühzeitig beenden musste (wir berichteten). Sowohl nach Jahresgewinnsumme (530 €) als auch nach Ranglistenpunkten (370) steht der 16-jährige Schimmel v. Hill Dancer N AA u.d. Inka IV x v. Bouquet AA (Baltimore) aus der Zucht von Gudrun Adrion vorne im Ranking der Busch-Araber. Alina Meister ritt ihn in dieser Saison zu Platzierungen in VM und CIC*. Übrigens: Auch hier verankern Hill Anwar auf der Vaterseite und Bouquet auf der Mutterseite das Springtalent.
Platz 2 nach Ranglistenpunkten im Buschranking der Araber belegt – aus züchterischer Sicht interessanterweise – „Hillies“ mütterlicher Halbbruder Ismahn AA. Der 6-jährige Marek-x-Sohn aus der Zucht und dem Besitz von Thomas Wehner erzielte in diesem Jahr unter Johann Marquardt sage und schreibe 34 Platzierungen in allen Disziplinen – das brachte ihm satte 1.009 € Gewinnsumme ein sowie 180 Ranglistenpunkte Vielseitigkeit, 104 Punkte fürs Springen und 48 RLP Dressur. Damit dürfte der auch für die Trakehner anerkannte Hengst einer der erfolgreichsten Araber überhaupt und das wohl kompletteste Turnierpferd der Saison sein.
Rang 2 nach Gewinnsumme Vielseitigkeit und Rang 3 nach Ranglistenpunkten Vielseitigkeit ging in diesem Jahr an das arabische Partbred Killara. Peter Wagner hat diese Killfox-AA-Tochter aus einer sachsen-anhaltinischen, selbst im Sport bis VL erfolgreichen Stute v. Aberglaube xx/Dragoner gezogen. Unter ihrer Besitzerin Jacqueline Voßenack erreichte die 7-jährige Stute 2011 eine Reihe von Platzierungen in VA, Kombiprüfungen A, Geländeritten und Stil-Geländeritten Kl. A sowie in Geländepferdeprüfungen bis Kl. L.
Platz 3 im Gewinnsummen-Ranking der Busch-Araber ging an den bewährten, 17-jährigen Angloaraber Mytens Son M v. Mytens xx u.d. Ayscha v. Amor/Gazal XII – O’Bajan aus der Zucht von Karl Franz Martin. Der Braune, der uns im großen Sport unter Andreas Ostholt geläufig war, verhalf im vergangenen Jahr seiner Besitzerin Petra Glinski zu Siegen und Platzierungen in VA.
Übersichtliste Erfolgsaraber im Vielseitigkeitssport
Auch bei den Fahrpferden waren Araber erfolgreich – man sieht, es ist und bleibt die vielseitigste Pferderasse der Welt! Gleich fünf Vollblutaraber gewannen in dieser Saison an den Leinen Geld und Ranglistenpunkte, Spitzenreiterin nach beiden Kriterien (131 €/60 RLP) ist die 18-jährige Darinka ox v. Baron of Tersk u.d. Darissa v. Sawih Ibn Wisznu, mit der Züchter, Besitzer und Fahrer Ottokar Medler im Ein- und Zweispänner Erfolge in der Klasse A hatte.
Zu Ottokar Medler gehört auch die Nummer zwei des Gewinnsummen-Rankings, der 20-jährige Odin ox v. Festiwal u.d. Orusha v. Pasat. Auch mit dem Schimmelwallach aus der Zucht von Brigitte Pankoke konnte sein Besitzer im Ein- und Zweispänner zu Erfolgen in der Klasse A fahren.
Die Nummer drei des Gewinnsummen-Rankings tauscht mit der Nummer zwei die Plätze, wenn es um die Ranglistenpunkte geht – viel nehmen sie sich aber nicht: Marion Mang fährt den 18-jährigen Hengst Yizar ox v. Nedjari Sahib Hadd u.d. Yoraica v. Sharaf aus der Zucht von Rolf Böhringer im Einspänner, und 2011 erzielte dieses Paar zwei Platzierungen in Klasse A.
Übersichtliste Erfolgsaraber im Fahrsport
Die Youngster stehen bereits in den Startlöchern für weitere Sporterfolge. In Nachwuchs- und Aufbauprüfungen waren in der vergangenen Saison elf Araber erfolgreich. Interessant auch hier aus züchterischer Sicht, dass die Spitze enge verwandtschaftliche Bande pflegt. Spitzenreiter Ismahn AA und Ranking-Dritte Isabeau AA sind Vollgeschwister und zudem Halbgeschwister des Hill Dream, der Zweite – Saaleprinz – und der Fünfte – Saalefürst – haben denselben Vater und die Mutter des einen ist die Großmutter des anderen. Zufall?
„König“ und mit weitem Abstand der Jahresgewinnsumme vorn steht in dieser Statistik der oben bereits erwähnte Ismahn AA. Ebenfalls 6-jährig und ebenfalls Hengst ist der Zweitplatzierte dieses Rankings, der Fuchshengst Saaleprinz v. Saalekönig u.d. Begum V v. Tipperary – Pikör aus der Zucht von Frank Bartels. Ann-Katrin Rogowski, Andreas Brandt und Timo Freise haben mit diesem Pferd Erfolge in Eignungs-, Dressur-, Dressurpferde-, Spring- und Springpferdeprüfungen bis zur Klasse L erzielt.
Mit Isabeau AA behauptet sich das erste 5-jährige Pferd ebenfalls mit einer Gewinnsumme von über 100 € in den Treppchen-Rängen. Monika Seufert ritt die Stute aus der Zucht von Thomas Wehner und dem Besitz von Doris Wehner zu Erfolgen in Eignungs-, Dressur- und Dressurpferdeprüfungen der Klasse A.
Übersichtliste Erfolgsaraber in Nachwuchsprüfungen
Wer die Sporterfolge nach Rassen aufgeschlüsselt haben möchte – Melitta Burger hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht und einen entsprechenden Überblick recherchiert:
Übersicht nach arabischen Rassen aufgeschlüsselt
Neben diesen von der FN den „Arabern“ zugerechneten Pferden gibt es noch weitere vor allem Partbred-Araber und arabische Halbblüter mit zum Teil großen Erfolgen im Sport, die im Ausland gezogen sind oder Brandzeichen anderer Verbände tragen. Ein paar Beispiele: Gadget de la Cere, das im Sommer 2011 gestorbene Erfolgs-Vielseitigkeitspferd von Dirk Schrade, war ein in Frankreich gezogener Angloaraber. Gandalf VM, der VZAP-Körsieger von 2006 v. Konvoi u.d. Ghani Bint Khaled ox v. Khaled el Assuad ox (Z/B: Melitta Burger), trägt den Trakehnerbrand und war in der vergangenen Saison erfolgreich in internationalen Einsterne-Vielseitigkeiten und in M*-Springen. Ebenfalls mit der Trakehner Elchschaufel gebrannt ist der gekörte Brioni v. Friedensfürst u.d. Bagheera ox v. Bagdad ox (Z: Dr. Marliese Dobberthien), er hat in der vergangenen Saison in Österreich Platzierungen in M-Dressuren erzielen können.
Herzlichen Glückwunsch auch an dieser Stelle allen Züchtern, Besitzern und Reitern zu den schönen Erfolgen mit ihren Arabern im Turniersport!
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