Zurück in die Zukunft: Kranichstein 2024.

Die Verbindung zwischen dem VZAP und Darmstadt-Kranichstein reicht zurück bis in die1970er JahreIm Februar 1949 als „Gesellschaft der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes“ gegründet, hatte sich der Verband 20 Jahre später aufgespalten. 1974 wurden beide Teile wieder vereint zum heutigen VZAP, dessen erste zentraleHengstkörung 1975 in Verden stattfand.

In den darauffolgenden Jahren fand die Körung dann ihren festen Standort im zentraler gelegenen Darmstadt-Kranichstein. Einmal im Jahr pilgerten Züchter und Freunde des arabischen Pferdes aus ganz Deutschland dorthin, um die neuen Zuchthengste zu sehen und über die Ergebnisse zu diskutieren, mitunter auch kontrovers. Kranichstein brachte manchen strahlenden Sieger hervor, große Vererber ebenso wie Eintagsfliegen, von denen man nie wieder hörte. Es gab Showchampions, die krachend durchfielen. Es gab Unermüdliche, die trotz eines negativen Urteils immer wieder kamen, bis es endlich klappte; oder auch solche, die trotzdem Karriere machten. Für Gesprächsstoff sorgten die Ergebnisse allemal. Doch man mochte zur staatlichen Körung stehen, wie man wollte: Wenn es wieder soweit war, wurde Kranichstein zum Mekka der deutschen Araberzucht.

1989 fand die letzte staatliche Körung dort statt, denn die staatliche Körung wurde ab 1990 nach EU-Recht abgeschafft. Während andere Zuchtverbände daraufhin eine Verbandskörung einführten, entschied sich die Mehrheit der deutschen Araberzüchter dagegen. Laut WAHO-Statuten musste ohnehin jeder Vollblutaraber eingetragen werden, unabhängig von einer Bewertung der Eltern. Anstelle der verbindlichen Körung trat für Vollblutaraber nun die Verbandshengstschau mit Schleifenvergabe, die zumindest eine Beurteilung ermöglichte. Für Shagya-, Anglo- und Partbred-Araber dagegen fand nach einjähriger Pause wieder die Körung statt.  

Zunächst diente Aachen als Standort, war doch die Albert-Vahle-Halle mit dem All Nations Cup mittlerweile auch so etwas wie das Zentrum der deutschen Araberwelt. Der Andrang war zunächst enorm. Über 100 VA-Hengste waren keine Seltenheit, so dass in manchen Jahren gar zwei zentrale Hengsteintragungen stattfanden: eine im Frühjahr und eine im Herbst. In diesem Rahmen kehrte der VZAP auch zweimal – 1994 und 1995 – nach Kranichstein zurück. Auch dort war die Teilnahme rekordverdächtig.

In späteren Jahren ging der Andrangvor allem dank der Möglichkeit der Hofeintragung, deutlich zurück.Anstelle von Aachen, das nun zu groß und zu teuer war, traten erst Luhmühlen und schließlich Alsfeld; angesichts der immer geringer werdenden Anzahl der Hengste kamen weitere Programmpunkte hinzu wie Rittigkeitsüberprüfungen oder Stuten- und Fohlen-Prämierungen.

Nach dem Verkauf der Alsfelder Anlage ging es 2022 nach Marbach und 2023 noch einmal nach Luhmühlen. In beiden Fällen war der Zuspruch leider sehr gering. Dass beide Orte nicht eben zentral gelegen sind, dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben.

Die Zeit ist reif für ein neues Konzept und einen neuen Standortdenn das Jubiläumsjahr 2024 steht vor der Tür. Und da ist es keine schlechte Idee, auf etwas zurückzugreifen, was sich schon in der Vergangenheit bewährt hat.

So wird der VZAP, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, am letzten Oktoberwochenende 2024 nach Darmstadt-Kranichstein zurückkehren. Das bereits in den letzten beiden Jahren umgesetzte Konzept eines „Festivals des Arabischen Pferdes“ mit Hengsteintragung und -körung, Stuten- und Fohlenprämierung sowie einer Althengstpräsentation wird noch erweitert um eine Bundesstutenschau und einen Distanzritt, so dass auch die Leistungsfähigkeit des arabischen Pferdes nicht zu kurz kommt. Dafür wird Ina Baader in bewährter Weise ein Einführungsritt über 25 km sowie einen kurzen Distanzritt über 42 km organisieren. Geplant ist weiterhin ein Züchterabend mit Vortrag. 

Hier bietet sich nun die Gelegenheit für alle Züchter, ihre Pferde ohne Showtraining und den üblichen Show-Stress züchterisch kompetent bewerten zu lassen und einem hoffentlich zahlreichen Publikum zu präsentieren, im Fall der Hengste auch reiterlich. Dann könnte Kranichstein im Jubiläumsjahr wieder zu dem werden, was es einmal war: ein zentralerTreffpunkt für Araberzüchter und -freunde aus ganz Deutschland.

Betty Finke

Beitragsbild von Betty Finke: 1984 AV Siegerhengst Shahwan