Westernsport – Der Araber ist ein Klassischer Allrounder

Der Araber eignet sich durch seine rasche Auffassungsgabe, seine besondere Lernfähigkeit und sein von Natur aus dem Menschen zugeneigtes Wesen auch hervorragend für die Ausbildung in der Western-Reitweise.
In den USA, Mutterland des “Westernreitens”, wurden Araber bereits vor über 100 Jahren wettern geritten.

Inzwischen hat sich in Amerika eine große Araber-Szene entwickelt und etliche Züchter haben sich neben der Zucht von Show-Arabern auf die Performance-Linien spezialisiert.

Western-Trainer, oftmals in der Quarter Horse-Szene erfolgreich, trainieren und showen Western-Araber in den verschiedensten Disziplinen, vor allem jedoch in Western Pleasure, Reining, Trail, Cutting und Working Cow Horse. Zum Westernreiten gehört auch immer das richtige Outfit für Pferd und Reiter.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass auf den größten Shows in USA wie den National Championships oder der Scottsadle Show in Arizona mehr als 400 Araber und Halbblutaraber an den Start gehen, was gut ein Viertel der Gesamtstarts ausmacht.
Die Arbeit mit Rindern wird hierzulande noch nicht häufig praktiziert. Wenn dann aber eine Disziplin ausgeschrieben wird, ist sie gleich der absolute Publikumsmagnet. (Foto: I. Neven DuMont) Dass die Araberstute “Ronteza” im Cow Palace der Worid Championship in San Francisco im Cutting alle Quarter Horses schlagen konnte, mag eine Ausnahme sein und sei nur am Rande erwähnt.

In Deutschland sehen immer mehr Reiter mit Arabischen Pferden das Westernreiten als die ideale Reitweise an, sei es in der Freizeit, im Gelände oder auch im Turniersport.

Die Ausbildung

Der Besitzer eines Arabers ist in der Regel dem besonderen Charisma des Arabischen Pferdes erlegen. Die rassetypischen, charakterlichen Eigenschaften setzen sich aus hoher Sensibilität, Aufmerksamkeit, Anmut, Sanftheit, Eleganz und Schönheit zusammen und heben den Araber von allen anderen Pferderassen ab. Für seinen Freizeitpartner wünscht sich der Besitzer eine schonende, pferdegerechte Ausbildung, die das Vertrauen des Pferdes zu seinem Reiter fördert und es ihm ermöglicht, sein Temperament zu kontrollieren und dabei seine Sensibilität zu erhalten.
Bei der Ausbildung benötigt der sensible Araber einen Reiter mit besonders viel Einfühlungsvermögen. Das “Belohnungssystem”, nach dem die meisten Westerntrainer arbeiten, wird auch vom Araber sehr schnell verstanden. Besonders wichtig ist, dass das Pferd akzeptiert, was von ihm verlangt wird.

Wird jede richtige Reaktion durch kurze Entspannungsphasen sofort belohnt, lernt der Araber durch häufige Wiederholung und langsames Steigern der gewünschten Arbeit seine Lektionen. Das dem Menschen zugetane Wesen des Arabers macht es leicht, mit ihm zu arbeiten – faire Behandlung vorausgesetzt. (Foto: I. Neven DuMont)
Um sein Pferd zufrieden, interessiert und in positiver Weise vorwärts gerichtet zu halten, ist ein optimaler Trainingsaufbau wichtig, der auf die speziellen Eigenarten des Arabischen Pferdes abgestimmt ist.
Bei der Ausbildung des jungen Arabers sollte jeglicher Stress und großer Druck vermieden werden. Ein dreijähriger Araber hält im Gegensatz zu anderen Western-Pferderassen starken Druck nicht aus und es ist daher besonders wichtig, das Training ruhig anzugehen, die Anforderungen langsam zu steigern und in kleinen Schritten auf einen Höhepunkt hin zu arbeiten.

Die schon erwähnten Entspannungsphasen zwischen den Lektionen und arbeitsfreien Tage mit Weidegang sind unter anderem Voraussetzung dafür, das junge Pferd frisch und gesund zu erhalten.
Wird der Araber nach vorgenannten Gesichtspunkten ausgebildet und westernmäßig trainiert, kann man ziemlich sicher sein, auf öffentlichen Veranstaltungen die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zu ziehen.

Sie zeigen sich außerordentlich beeindruckt von der Ruhe und Gelassenheit der Pferde und der Art, wie sie auf kaum erkennbare Hilfen reagieren und sich dennoch ausgesprochen anmutig und elegant präsentieren.

Die verschiedenen Disziplinen

Auf Westernturnieren sieht man in den rasseoffenen Klassen immer wieder gut gerittene Araber, die durchaus mit anderen Rassen konkurrieren können.
Darüber hinaus werden manchmal auch eigene Klassen oder sogar Trophy-Turniere (z. B. NRW Araber-Trophy) speziell nur für Araber ausgeschrieben.

Die Stärke des Arabers liegt zumeist in den Disziplinen Western Pleasure, Western Horsemanship und Western Riding.

Diese Reitklassen kommen dem Naturell des Arabischen Pferdes besonders entgegen, da er sich hier in seiner natürlichen Selbsthaltung in den Grundgangarten zeigen darf und bei entsprechender Ausbildung durch seine Schönheit und Eleganz zu gefallen weiß.
Die “Western Pleasure” ist eine Gruppenprüfung, es können hier 15 oder mehr Pferde gleichzeitig in der Showarena sein.
Das Pferd, welches für den Richter das beste Gesamtbild abgibt und den deutlichsten Eindruck vermittelt, dass es ein Vergnügen ist, es zu reiten, gewinnt die Klasse.
Das Westernreiten kam in einer großen Welle nach Europa und fand sehr schnell eine bedeutende Schar von Anhängern. (Foto: I. Neven DuMont) Die beste Bewertung erhält das Pferd, welches sich in jeder Gangart taktrein, ausbalanciert und fließend bewegt, dabei Kopf und Hals in entspannter, natürlicher Position trägt, gehorsam und weich auf alle Reiterhilfen reagiert und in guter körperlicher Verfassung ist. Was bei den Show-Pferden erwünscht ist, wird dem westerngerittenen Araber oft als Nachteil angekreidet: nämlich seine von Natur aus hohe Kopfhaltung.

Will man im Vergleich mit anderen westerngerittenen Pferden bestehen, ist es unerlässlich, im Training konsequent an einer tieferen Kopfhaltung zu arbeiten und das Pferd in allen Gangarten flach und weich zu halten. In der “Western Horsemanship” wird die Fähigkeit des Reiters bewertet, zusammen mit seinem Pferd bestimmte, vom Richter vorgegebene Manöver auszuführen.
Die Prüfung wird in zwei Teilen absolviert. Zunächst wird das Pferd durch Reiten einer Einzelaufgabe und anschließend wiederum durch Reiten in der Gruppe dem Richter vorgestellt.

In die Bewertung fließen das äußere Erscheinungsbild von Reiter und Pferd und die korrekte Ausführung der geforderten Aufgabe ein.

Die höchste Note erhält der Reiter, der in vollständigem Einklang mit seinem Pferd und feinster Hilfengebung ein korrektes Pattern absolviert.
Die Klasse “Western Riding” stellt an Pferd und Reiter hohe Ansprüche, was die Durchlässigkeit und Versammlung betrifft. Ein vom Richter festgelegtes Pattern ist überwiegend im Galopp zu absolvieren, wobei fliegende Galoppwechsel innerhalb vorgegebener Wechselzonen ausgeführt werden müssen.

Das Pferd soll sich frei und im gleichmäßigen Rhythmus bewegen, die Galoppwechsel leicht und gleichzeitig mit Vor- und Hinterhand an den vorgegebenen Punkten springen, mit einer entspannten Kopfhaltung und weich der Reiterhand nachgebend.
Die Bewertung richtet sich hier nach der Qualität der Gänge und der Galoppwechsel, der Manier und dem Gehorsam gegenüber dem Reiter.

Aufgrund seiner schnellen Lernfähigkeit, seiner hohen Sensibilität und Aufmerksamkeit neigt der Araber im “Trail” dazu, die Trail-Aufgaben selbstständig und zügig zu erledigen.

Da aber bei der Bewertung durch den Richter hohe Noten für Stil und ruhiges, fehlerfreies Arbeiten mit auf den Reiter gerichteter Aufmerksamkeit vergeben werden, ist im Training unbedingt darauf zu achten, dass das Pferd auf die Hilfen des Reiters wartet und nicht in den Trail-Hindernissen ungeduldig oder unsicher wird.

Auch hier sind viele Ruhe- und Denkpausen empfehlenswert! Der Vollblutaraberhengst Moonwalker, ein Ausnahme-Reiningtalent, verfügt nicht nur über enormes Leistungsvermögen, sondern auch über ausgesprochen viel arabischen Typ und ist ein Hinkucker – egal wo er auftaucht.

Für die Disziplin “Reining” bringt der Araber auf Grund seines Zuchtzieles nicht unbedingt die besten Voraussetzungen mit, um im internationalen Vergleich mit den Reining-Spezialisten aus der Quarter-Horse-Szene bestehen zu können.
Trail ist eine Disziplin, bei der das Pferd mitdenken muß – die meisten Araber lieben diese Art von abwechslungsreicher Arbeit.

Obwohl die Prüfungsaufgabe in der Regel nicht länger als drei bis vier Minuten dauert, fordert das Training und die große Dynamik der Einzelmanöver eine enorme Kraft und eine ausgesprochen starke Bemuskelung der Hinterhand.
Manöver wie schnelle und langsame Circel im Galopp, Galoppwechsel und Rollbacks (um das innere Hinterbein gesprungene Hinterhandwendung im Galopp um 180 Grad nach einem vorausgegangenen Sliding Stop) können noch relativ leicht vom Arabischen Pferd gelernt werden, wenn es athletisch genug und mental fit ist.
Der “Sliding Stop” fällt den meisten Arabern allerdings schwerer, da sie auf Grund ihrer vergleichsweise schwächeren Hinterhand nicht so lang und flüssig wie die Quarter-Horses sliden können.
Trotzdem gibt es immer wieder Ausnahme-Reining-Araber wie z.B. den Hengst “Moonwalker”, der von Peter Kreinberg auf der Equitana in der Reining geritten wurde, die erfolgreiche Stute “Polish Princess”, die unter dem Schweizer Rene Schalcher sowie unter Christine Böckle in Deutschland geshowt wurde oder den VA-Hengst “Moraf”, der 1997 von der kanadischen Reining-Trainerin Wendy Nelson-Hoeltzel erfolgreich in NRHA-Klassen vorgestellt wurde. Um an der Spitze mitreiten zu können, wird ein hohes Niveau an Können von Pferd und Reiter verlangt.
Westernreiten ist ein Sport, der oftmals auch von der ganzen Familie gemeinsam ausgeübt wird. (Foto: I. Neven DuMont) In den Rinder-Disziplinen Cutting und Working Cow Horse gibt es kaum trainierte Araber in Europa.

Abschließend ist zu bemerken, dass die Stärken des Arabers als Western-Turnierpferd in seinem Allround-Talent liegen. Mit einer soliden Grundausbildung ist er für viele Freizeitreiter der ideale Freizeitpartner.