Inshass-titelElitehengst Al Adiyat Inshass lebt nicht mehr

(1985 – 2012)

.22. Februar 2012 | Fotos: privat und Betty Finke | Text: Karin Schweiger nach Angaben von Gisela Poelzig .

Mit dem Hauptbeschäler des Gestüts Al Adiyat ist gestern Nacht ein in Zucht und Sport hochbewährter Hengst von der Bühne des Lebens abgetreten. Für seine Züchterin Gisela Poelzig, in deren Obhut er von der Geburt bis zu seinem Tod stand, hinterlässt ihr „DAD“ eine Lücke, die kaum je zu füllen sein wird.

An das Fohlen, dass Poelzigs Lieblingsstute Inshasah am Abend des 10. Mai 1985 vom jungen Körsieger Messaoud gebar, sollte sich beispielsweise Erika Rudolph noch 25 Jahre später erinnern: „Selten hat mich ein Fohlen so berührt!“ Seine Jugend schildert Gisela Poelzig als abenteuerlich – er sei ungemein selbstbewusst gewesen, sei „zu hüten gewesen wie ein Sack Flöhe“ und habe eine ganze Garnison Schutzengel verschlissen.

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Die ersten Schau-Meriten holte er sich als Fohlen und Jährling in Gieboldehausen und beim Europa-Championat. Bestens vorbereitet von Elisabeth von Kleist, meisterte er die staatliche Körung und seine Hengstleistungsprüfung (100-Tage-Test) in Medingen. Im Heimatgestüt bezog er die Beschälerboxe neben seinem Großvater Ghat-Ghat und hatte diesen in der Züchternachfrage bald überflügelt. Seine Fohlen waren sehr typvoll, kernig, wüchsig, bewegungsstark, verfügten über gute Beine mit breiten, ausgeprägten Gelenken und eine ganz besonders gebrauchsfähige Hinterhandformationen bei bestem Schluss zwischen Mittel-und Hinterhand.

Inshass-Nachzucht findet sich über alle Rassegruppen, allein das deutsche Stutbuch des VZAP listet runde hundert Nachkommen. Insgesamt dürfte sich die Zahl seiner Nachkommen auf etwa 160 belaufen. 53 Töchter sind im FN-Jahrbuch Zucht als Mutterstuten geführt. Zu seinen bedeutendsten Söhnen zählt Al Adiyat Santander. Etliche Söhne und Töchter sind leistungsgeprüft in verschiedenen sportlichen Bereichen.

Über zehn Jahre lang war Inshass das „Leib-und-Magen-Reitpferd“ seiner Züchterin und Besitzerin. „Er war immer für alles zu haben, sprang überlegt und immer passend, platzierte sich mit Europameister Hartmut Keuchel in Westernprüfungen, ließ sich als begabtes Dressurpferd „auf dem Teller“ reiten und war im Gelände immer eine Lebensversicherung.“ Selbst in der Schwangerschaft vertraute sich Gisela Poelzig ihrem Gefährten an. Seine Unerschrockenheit und absolute Gelassenheit waren Grundlage für seine gern und oft gesehene Schaunummer „Fearless Arabian“.

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Mit einer gehörigen Portion Humor beschreibt die begeisterte Distanzreiterin Gisela Poelzig ihre fehlgeschlagenen Versuche, den Hengst zum Distanzpferd zu machen: Seine Begeisterung hielt in der Regel nur bis zum ersten Gate, wo er die Pause stets für den gelungenen Abschluss hielt. Auch als Lehrmeister war Inshass bei Reitschülern und -lehrern sehr geschätzt, vermochte er doch jede Hilfe prompt zu quittieren und verhalf damit so manchem Reitschüler zu ganz besonderen Aha-Erlebnissen.

Mit Frank Spönle am Führzügel ergab sich für Inshass eine ganze Reihe schöner Schauerfolge, am wichtigsten schätzt Gisela Poelzig das Senioren-Hengst-Championat im Platin Cup ein. Der VZAP würdigte das Lebenswerk des Hengstes mit der Vergabe des Elite-Titels.

Bis zum Schluss war Inshass fit und versorgte die jungen Hengste des Gestüts Al Adiyat – inzwischen schon seine Enkel und Urenkel – mit dem nötigen Rüstzeug für ein würdevolles Männerleben. Auch am Abend vor seinem Tod konnte es ihm mit dem Füttern nicht schnell genug gehen; wenige Stunden später konnte der Tierarzt ihm nur noch weiteres Leiden ersparen …

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