vom 15. -17. Juli 2022

Ich möchte die folgenden Zeilen nutzen, um Sie teilhaben zu lassen… an meinen Erinnerungen und Wahrnehmungen über ein – für mich – wirklich besonderes Wochenende.

Als wir am Freitagvormittag aus Thüringen Richtung Marbach starteten, hatte ich zwar eine grobe Vorstellung von dem Programm, was uns die kommenden Tage erwarten würde – aber wenn ich ehrlich bin, sollte ich mehr als nur angenehm überrascht werden.

Bereits als wir in das Gelände des Gestütes einfuhren, war ich sprachlos. Eingebettet in die malerische Landschaft der Schwäbischen Alb empfing uns eine Gestütsanlage, welche schnell erahnen lies, wie lang die Tradition der württembergischen Pferdezucht hier schon gelebt wurde. Und obwohl die Pferdezucht in Marbach erstmals 1514 urkundlich erwähnt wurde, sollte es noch fast 260 Jahre dauern, bis die erste Vollblutaraberstute (Murana I) 1816 aus Syrien nach Württemberg kam.

Doch genug der Geschichte – denn schließlich wollten die Stuten, Hengste und Fohlen der heutigen Zeit die volle Aufmerksamkeit der anwesenden Zuchtrichter des VZAP.

So begann mein Abenteuer am Freitagabend mit der Musterung der 8 VZAP Hengste. Neben der tierärztlichen Überprüfung wurde jeder Hengst vermessen – und nachdem die Widerristhöhe, der Röhrbein- und Rumpfumfang notiert war, konnte ich die Faszination für diese Pferderasse immer mehr nachvollziehen. Ich war begeistert, mit wieviel Stolz und Achtsamkeit jeder einzelne Hengst vorgestellt wurde, lag mein bisheriges Augenmerk doch vielmehr auf der Rittigkeit der Pferde.

Die Nacht des Samstags endete laut der Aussage einiger Teilnehmer bereits früh um 5 Uhr – da die ersten Distanzreiter (bei 5 Grad) um 6 Uhr an den Start der parallel veranstalteten Distanzritte gingen. Für mich damit die wohl tapfersten Teilnehmer an diesem Wochenende.

Für alle anderen Teilnehmer und die Zuschauer begann der Veranstaltungstag mit dem Freilaufen der Hengste, die dann im anschließenden Freispringen vollumfänglich zeigen durften, welche Vielseitigkeit doch in ihnen steckt. Nachdem auf dem abschließenden Schrittring noch einmal alle Hengste präsentiert wurden, fand die Körung statt. Mein Herz eroberte der 22jährige Nabor El Masan, da es wohl der Traum eines jeden Reiters ist, sein Pferd gesund und fit über viele Jahre begleiten zu dürfen.

Das Nachmittagsprogramm startete mit einem großen Schauprogramm des Haupt – und Landgestütes Marbach (HLG). Den Zuschauern in der fast ausverkauften großen Reithalle wurden arabische Pferde in verschiedenen Schaubildern vorgestellt. Den Anfang machten 2 gerittene arabische Tandem. Das Silvery Moon xx der schnellste Schecke der Welt ist, konnten die Zuschauer bei seinem rasanten Auftritt selbst erleben. Der 4jährige WM Mouad ox wurde in seinem altersgemäßen Ausbildungsstand vorgestellt. Ein Highlight des Schauprogramms waren WM Safi ox und WM Malakil ox, die durch die Bahn tanzten und das Publikum begeisterten. Beide Hengste werden von Anja Beran in klassischer Dressur ausgebildet. Vom HLG wurden der Pachthengst Nabor El Masan ox aus Frankreich und der neue Hengst Nasheed Al Amal ox aus Ägypten an der Hand vorgestellt. Zwei ganz unterschiedliche Vertreter der arabischen Vollblüter. Der 17jährige Musab ox zeigte sein Können am langen Zügel. Wasas Senay ox und Sabil ox unter den Geschwistern Göbel brachten zusammen mit ihren Windhunden dem Publikum den Zauber der Wüste nahe.

Die Voltigiergruppe des HLG, gefahrene Schwarzwälder und eine Springquadrille mit Warmblütern durften bei den Vorführungen nicht fehlen. Den glanzvollen Abschluss bildete wie immer das stimmungsvolle Bild der Silbernen Herde. Sieben arabische Schimmelstuten bewegten sich mit Anmut und Eleganz durch die Arena.

Nach so viel Action sorgten die vielseitigen Verpflegungsstände für die nötige Stärkung, um dann im Anschluss gespannt der kommenden Stuten- und Fohlenprämierung beizuwohnen.

Leider zog die anschließende Stuteneintragung nur noch einen kleinen Teil der Zuschauer in Ihren Bann – denn zu verlockend waren die parallel laufenden Gestütsbesichtigungen für die Interessierten.

Alles in Allem zwar ein langer – aber sehr interessanter und lehrreicher Tag für mich, der mir neben dem fachlichen Wissen auch wirklich spannende Einblicke in die Organisation und die damit einhergehenden Herausforderungen einer solchen Großveranstaltung schenkte.

Und bevor ich mich nun ins Schwärmen über das sonntägliche Praxisseminar mit Anja Beran verliere, möchte ich mich noch einmal bei allen Beteiligten des Veranstaltungstages bedanken, die nicht müde wurden, mir mit ihrem umfangreichen Fachwissen und einer wundervollen Herzlichkeit meine zahlreichen Fragen zu beantworten.

Am Sonntag freute ich mich, die Gelegenheit nutzen zu können, um mein Reiterwissen bei dem Praxisseminar von Anja Beran weiter zu vertiefen. Mit einem ausführlichen Theorieanteil führte Frau Beran Ihre Zuschauer umfassend durch die weit verbreiteten reiterlichen Herausforderungen der „natürlichen Schiefe“ des Reitpferdes. Mit viel Humor und 3 tollen Reiter-Pferd Paaren konnten die Zuschauer einen gut kommentierten Einblick in die tägliche geraderichtende Arbeit von Frau Beran und ihren Bereiterinnen erhalten.

Natürlich hoffe ich, das meine Schilderung – ja fast schon Schwärmerei – Sie bis hierher nicht gelangweilt hat… und so freue ich mich schon jetzt auf tolle weiterführende Gespräche und Begegnungen beim nächsten Tag, der dem arabischen Pferd gewidmet ist. Ich bin dabei – Sie auch?

Angelika Schmidt

mit Ergänzungen von Birgitta Frosch