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Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN):

Jahrestagung mit Sitzung Beirat Zucht

 .18.05.2015 | Text: Susanne Koller .

Am 4. und 5.  Mai fanden die Jahrestagungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Fulda statt. Vor der eigentlichen Mitgliederversammlung, der Sitzung des Verbandsrates, am 5. Mai trafen sich am 6. Mai die FN-Bereiche Zucht, Sport und Persönliche Mitglieder.

Am Morgen des 4. Mai kamen vor der Sitzung des Beirats Zucht die Reitpferde betreuende Verbände zusammen, um den letzten Entwurf der Neufassung der Regelungen zur Hengstleistungsprüfung zu besprechen.

Am Nachmittag tagte der Beirat Zucht. Von den 25 angeschlossenen Zuchtverbänden und den beiden Anschlußverbänden waren mit 105 Stimmen alle vollständig erschienen.

Die vorgestellten Zahlen von 1995 bis 2014 zeigten den in allen Zuchtverbänden erkennbaren Trend zurückgehender Eintragungszahlen. Nach Angaben des Vorstandes scheint die Talsohle erfreulicherweise durchschritten. Zwar waren auch die Fohlengeburten in 2014 erneut rückläufig, dagegen stiegen die Bedeckungszahlen ab 2013/2014 leicht an.

Weiteres Thema war die Gesundheitsdatenbank. Ziel der FN für 2015 ist es, alle Ergebnisse von Untersuchungen von Kör- und Auktionspferden durch die jeweiligen Verbände an die mit den Zuchtverbänden zusammenarbeitenden Tierkliniken zu liefern. An der Gesundheitsdatenbank haben sich der nicht abschätzbaren Kosten wegen sowie mangels verpflichtender Röntgenuntersuchungen nicht alle Zuchtverbände beteiligt, auch unser Verband wird die weitere Entwicklung zunächst beobachten. Informationen zur Gesundheitsdatenbank finden sich unter www.pferde-gesundheitsdaten.de.

Neben Problemfeldern im Bereich des EU-Tierzuchtgesetzes wie einer Aufweichung der Regelungen zur den Ursprungszuchtbüchern wurden die Ergebnisse des Workshops zur Schaffung einer Marke oder eines Labels vorgestellt. Ziel ist die Schaffung eines gemeinsamen „Gütesiegels“ ohne Auflösung der einzelnen Marken der Zuchtverbände, um damit auf deutsche Wertigkeit und Standards hinzuweisen.

Die Ergebnisse der Workshops Deutsche Ponyzucht lassen ähnliche Überlegungen erkennen, wie sie in unserem Zuchtverband angestellt werden, um mehr Transparenz und Verständlichkeit der Zuchtbuchordnungen zu erreichen. So sollen Eintragungsnoten aus anderen Verbänden übernommen werden, ohne verpflichtende Neuvorstellung. Gewünscht ist zudem eine Vereinheitlichung von Prämierungstiteln, um ein für alle Züchter verständliches System zu schaffen.

Änderungen ergeben sich für uns nach Angaben von Dr. Düe durch die Identifikationsverordnung für die Equidenpässe. Neben einer verpflichtenden vollständigen Umstellung der einzelnen Ziffern sind neue einzufügen und möglicherweise Seiten zu laminieren. Dies bleibt zu beobachten, weil sich die Arbeitsvorgänge verkomplizieren könnten.

Zum Schenkelbrand berichtete Dr. Miesner. Nicht alle Gerichtsverfahren sind bislang beendet, parallel laufen Forschungsvorhaben zur Frage der Ausschaltung oder Linderung des Schmerzes beim Brennen.

In 212 Kommunen wird aktuell weiterhin über die Frage einer Einführung einer Pferdesteuer diskutiert, um klamme Kassen zu füllen. Dr. Ungruhe berichtete, dass insgesamt vier Kommunen die Steuer eingeführt haben. Der Verwaltungsaufwand rechtfertige dies nicht. So ging die Gemeinde Schlangendorf von 150 zu besteuernden Pferden aus, tatsächlich konnten letztendlich nur 27 Tiere besteuert werden. Inzwischen arbeite der Bund der Steuerzahler mit der FN gegen diese sogenannte „Bagatellsteuer“, ebenso wie diverse Industrie- und Handelskammern aus Hessen, die sich gegen die Steuer ausgesprochen hätten. Unabdingbar erforderlich ist nach Dr. Ungruhe ein Engagement der Vereine und Verbände in der Kommunalpolitik. Bad Soden/Allendorf habe mit der Einführung der Steuer eine nahezu „pferdefreie Zone“ geschaffen. Der örtliche Reitverein habe schließen müssen, die Schulpferde seien abgeschafft.

Positiv sei bei den persönlichen Mitgliedern der FN, den PMs, die Zusammenarbeit im Jahr der Zucht mit dem Titel „Pferdezucht im Fokus“ aufgenommen worden. Mit einer ganzen Reihe von Zuchtverbänden finden über das ganze Jahr Veranstaltung statt, wie z. B. Seminare über Wichtiges bei der Pferdebeurteilung, Transparenz bei der Stutenbeurteilung und Besuche in Gestüten oder bei Staatsprämienschauen.

Einigen Raum nahm die EM in Aachen ein. Hier sind seitens der FN und etlichen Warmblutzuchtverbänden bei der Eröffnungsfeier eine Gestütsquadrille der Landgestüte geplant sowie Schaubilder mit Champions und Elitepferden. Am Tag der Deutschen Pferdezucht am 18.08. wird ein Championat der deutschen Zuchtstuten stattfinden, sowie bei der Gala Rasse-Schaubilder.

Mit großer Mehrheit angenommen wurde ein abgestufter Sanktionskatalog bei Nichteinhaltung von Beschlüssen des Beirates zur Zuchtverbandsordnung (ZVO) sowie bei Nichtumsetzung von ZVO-Regularien in den Satzungen der angeschlossenen Zuchtverbände. Die Einwände, dass die meisten Zuchtbuchordnungen inzwischen durch die Aufsichtsbehörden kontrolliert würden und diese die jeweilige Zuchtbuchordnung anzuerkennen hätten, wurden bedauerlicherweise ignoriert. Wie sich dieser Katalog in der Praxis darstellen wird, wird man abzuwarten haben.

Einstimmig angenommen wurde, eine Finanzierung rein rassespezifischer Angelegenheiten auf die betroffenen Rassen umzulegen. Hier handelt es sich beispielsweise um Reisekosten der FN zu Meetings oder Stuteneintragungen.

Hauptpunkt war schließlich das neue Konzept zu den Hengstleistungsprüfungen. Nach mehreren Jahren zähen Ringens konnte ein von allen Zuchtverbänden mitgetragenes System vorgestellt werden. Neben einer Kombination von Mehrtagesprüfungen mit Wochenendprüfungen wird zukünftig nach Spezialisierungen unterschieden werden. Mit einer Ablegung der Prüfungen in verschiedenen Altersstadien wird auch den Bedürfnissen spätreifer Rassen Rechnung getragen (siehe Überblick). Ein Resümee wird nach ein oder zwei Jahren der Durchführung zu ziehen sein. Nachbesserungen sind, hierüber waren sich alle einig, jederzeit möglich.

Als Prüfungsorte für die Sportpferdeprüfungen für Hengste der deutschen Reitpferdezuchten wurden einstimmig bestimmt: Münster/Handorf, München/Riem, Luhmühlen und ggf. Verden.

Die FN und ihre Zuchtverbände haben sich für 2015 viel vorgenommen. Die Liste der Aufgabenschwerpunkte lässt nahezu nichts aus: Von Marktanalysen, Begleitung der europäischen und nationalen Verordnungen bzw. Leitlinien, d. h. der Neufassung des EU-Tierzuchtrechts, eine Begleitung und Steuerung des Aufbaus der Gesundheitsdatenbank, eine Hinterfragung der Umsatzsteuerregelungen im Vergleich zu anderen Ländern bis zur der neuen Leistungsprüfungskonzeption, um nur einiges zu nennen.
Die Sitzung des Verbandsrates der FN, der eigentlichen Mitgliederversammlung, fand am Dienstagmorgen statt. Vor einer Ansprache des Präsidenten Graf Rantzau berichteten die Vorstände der Beiräte über die Sitzungen vom Vortag.

Der Beirat Sport hat sich weiterhin die Jugendförderung zum Ziel gesetzt. Angesprochen werden sollen die Mütter, um dadurch die Kinder ans Pferd zu bringen. Neu ist auch eine Umstrukturierung der Reitabzeichen mit Einsteigerprüfungen auch für sehr kleine Kinder. Hierzu ist ein Demonstrationsfilm erhältlich.

Positiv waren die Zahlen aus 2014. Anders als viele ihrer angeschlossenen Zuchtverbände und Reitvereine steht die FN finanziell und wirtschaftlich gesund da. Die Erwartungen, die an diese Organisation durch ihre Mitglieder gestellt werden, dürften daher in den nächsten Jahren steigen, sei es zur Frage der Umsatzsteuer, der Pferdesteuer, sei es zu anderen Bedrohungen. Umso wichtiger ist die Zahl derer, die die FN repräsentiert. Sie alle zusammen sind Wählerstimmen.

In seiner Ansprache warnte Graf Rantzau vor Problemen mit steigenden gesetzlichen Vorgaben für die Pferdehaltung und Reiterei sowie der Einflussnahme wohlmeinender Tierschutzaktivisten bis hin zu – überspitzt formuliert – einer Untersagung jeglichen Reitsports. Ziel sei es, auch 2020 noch einen Sattel auf das Pferd legen zu dürfen. Angesichts einer zunehmenden Flut rechtlicher Vorgaben ein hehres Ziel.

Die Jahrestagungen 2016 werden voraussichtlich in Potsdam stattfinden.

Susanne Koller
Erste Stellvertretende Vorsitzende

Die ZVO 2016 – Beschluss Mai 2015 – gültig ab 01.01.2016 finden Sie unter dem Link: http://www.pferd-aktuell.de/pferdezucht/zucht-verbands-ordnung/zucht-verbands-ordnung-zvo