Leistungsprüfungen – Verschiedene Prüfungsformen für vielseitige Begabung und Verwendung

Nach der Zuchtzielbeschreibung wird für alle arabischen Rassegruppen eine vielseitige Veranlagung als Sport- und Freizeitpferd gewünscht.

Schaut man sich die FN-Statistiken genauer an, bemerkt man voller Faszination, dass diese wendigen Pferde beim Springen ebenso brillieren können wie auf dem Dressurviereck. Dazu kommt Leistung auf der Rennbahn, vor dem Wagen, auf der langen Strecke oder beim Westernreiten – überall beweist das Arabische Pferd sein hohes Potential. Als Kriterium zur Ermittlung des Zuchtwerts gibt es darum mehrere Formen von Leistungsprüfungen, die vom Zuchtverband anerkannt werden.

Leistungsprüfung in den “Klassischen Disziplinen”
Es ist noch gar nicht so lange her, als es neben der Leistungsprüfung (LP) auf der Rennbahn für Zuchthengste nur noch diejenige in Form des so genannten “100-Tage-Tests” gab, bei dem die Hengste in großen Landgestüten über den Zeitraum von 100 Tagen untergebracht, ausgebildet und anschließend geprüft wurden. Seit 1994 gibt es – sofern die Mindestteilnehmerzahl von 15 Hengsten erreicht wird – getrennte Prüfungsgruppen für Warmblüter und Arabische Pferde.
Neben Dressur, Freispringen, Springen im Parcours und der Gelände-Cross gehört immer auch eine Galoppstrecke zur Prüfung. (Foto: I. Neven DuMont)
Die Wertung im Araberfeld wurde den rassespezifischen Besonderheiten der Araber angepasst, um eine objektivere Bewertung der genetischen Veranlagung zu erreichen.

Leider fand diese Prüfungsform zu wenig Anklang, sprich zu wenig teilnehmende Hengste, so dass sie nach vier Jahren wieder eingestellt wurde.

1999 fand anlässlich des jährlichen Nationalen Championates in Neustadt/Dosse (Schau- und Reitklassen für alle Rassegruppen) erstmalig eine HLP statt, bei der die Besitzer ihren Hengst selber oder durch selbst gewählte Fachleute vorbereiten und vorstellen können.

Die so genannte “Feldprüfung” verlangt den Hengsten das Gleiche ab, wie sie bei der Prüfung nach Abschluss des 100-Tage-Tests zu leisten haben.

 In Marbach wurde für Araber ein eigenes Prüfungsfeld angeboten, welches leider aufgrund zu geringer Nachfrage wieder eingestellt werden mußte. (Foto: K. Anders)
 Bei der Feldprüfung kann der Besitzer den Prüfling selber reiten, egal ob bei der Teilprüfung Dressur ... (Foto: I. Neven DuMont) Diese Form der HLP wurde eingeführt, da die Hengstbesitzer immer unzufriedener mit der Durchführung des 100-Tage-Test waren: entweder mit den Qualitäten des ihrem Hengst zugewiesenen Reiters oder der Prüfungsanstalt an sich.

Geprüft werden die Hengste in beiden Prüfungsmodellen auf Rittigkeit, Takt und Losgelassenheit in einer Dressurprüfung, der ein Fremdreitertest angeschlossen ist.

Danach müssen die Kandidaten Freispringen, dem das Parcours-Springen folgt – genau wie in der Dressur erst unter dem selbst ernannten Reiter, dann unter dem Fremdreiter.

Am zweiten Tag folgt dann die Feldprüfung mit 10 bis 14, ca. 1,00 m hohen, festen Hindernissen (Wasserhindernis inklusive) und anschließendem Jagdgalopp.

Immer noch werden einige Hengste auf Prüfungsstationen der Landespferdezuchten geschickt.

... oder im Springen. (Foto: Mawe Bilderdienst)
Die Beschaffenheit der Crossstrecke richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten. (Foto: I. Neven DuMont) Diejenigen Hengste, die auch als Veredler für andere Zuchten genutzt werden sollen und dafür die Anerkennung eines anderen Verbandes benötigen, haben (in der deutschen Warmblutzucht) keine andere Möglichkeit, als den Stationstest – inzwischen verkürzt auf 70 Tage – zu absolvieren, um die Anerkennung zu erhalten.
Dass arabische Hengste in Leistungsprüfungen auch durchaus der Warmblutkonkurrenz überlegen sein können, beweisen einige von ihnen stets aufs Neue.
So wurde z. B. der Shagya-Araberhengst Pamino (Bajar/Pamina) genau wie später sein Sohn Pushkin Sieger der HLP in Warendorf gegen harte Konkurrenz.

Auch Shagya-Araberhengst Koyano (a. d. Koheilan XXVI-9), Sohn von Neron, der durch seine Leistungsvererbung bekannt ist, gelang es, bei der Leistungsprüfung als Sieger abzuschneiden.

 Meistens führt sie - zumindest teilweise - durch bewaldetes Gebiet. (Foto: I. Neven DuMont)
Eine Galoppstrecke für den abschließenden Jagdgalopp. (Foto: I. Neven DuMont) Für arabische Stuten gibt es ähnlich wie bei den Hengsten im Bereich der Klassischen Reitweise zwei Prüfungsformen: zum einen die Stationsprüfung, zu der die Stuten – an Trense, Longe und Sattel gewöhnt – bei einer Prüfungsstation abzuliefern sind, wo sie 14 Tage lang getestet werden.

Neben den Noten aus der Vorprüfung (Erreichen von Takt, Lösgelassenheil und Anlehnung) werden auch Noten beim Fremdreitertest sowie bei der Abschlussprüfung vergeben, die gemeinsam die Endbewertung ergeben.

Geprüft werden neben der Rittigkeit auch Merkmale des Interieurs (Charakter, Temperament und Leistungsbereitschaft) sowie Freispringen.

Beurteilende Personen sind der Trainingsleiter, der Fremdreiter und eine Sachverständigenkommission. Da diese Prüfung auch vielen Stutenbesitzern zu kostenintensiv war, wurde hier ebenfalls als zweite Möglichkeit die Feldprüfung hinzu genommen, die mittlerweile vom größten Teil der Stutenbesitzer angestrebt wird.